Auf den ersten Blick ist für den Laien der Unterschied zwischen Hufschmied und Barhufpfleger, Huforthopäden usw. nicht zu erkennen. Nicht nur die Philosophien sind unterschiedlich, sondern auch die formalen Anforderungen an die Berufe.
Was ist der Unterschied zwischen einem Hufschmied und einem Hufpfleger bzw. Huforthopäden?
Während die Bezeichnung Hufschmied gesetzlich geregelt ist – und die damit zusammenhängende Ausbildung – handelt es sich bei Hufpfleger, Hufheilpraktiker, Huforthopäden, Huftechnikern usw. um frei gewählte Bezeichnungen. Auch die Inhalte der Ausbildung variieren je nach Lehrinstitut. Während für die Ausbildung zum Hufschmied ein Abschluss in einem Metallberuf vorausgesetzt wird (die Sonderregelungen lasse ich hier weg), liegt der Focus bei den „neuen Berufsbezeichnungen“ in der Betrachtung des Pferdes als Ganzes – physisch und psychisch.
Aus seiner Historie als Handwerker heraus, schließt der Hufschmied mit dem Pferdebesitzer einen Werkvertrag. Er liefert in unserem Fall eine Dienstleistung, die einen bestimmten Erfolg zeigen muss. Im Gegensatz dazu schließt der Barhufpfleger (beispielhaft für die anderen Bezeichnungen) einen Dienstvertrag. In diesem wird kein bestimmtes Ergebnis, sondern die Arbeitsleistung geschuldet.
Barhufpfleger sollten die Hufe im Kontext zum Pferdekörper bearbeiten
Wenn der Hufschmied ein bestimmtes Ergebnis erreichen muss, z. B. dass das Pferd problemlos läuft, nutzt er alle Möglichkeiten dieses Ziel zu erreichen. Er ist ja gesetzlich verpflichtet, ein Ergebnis zu erreichen. Anderenfalls kann er keinen Lohn für seine Arbeit erwarten. Der Schmied bereitet also den Huf so vor, dass er Eisen anbringen kann. Eisen reduzieren den Hornabrieb, unterdrücken aber auch den Hufmechanismus, der von großer Wichtigkeit für das Pferd ist. Die Hufe unterstützen mit ihrer Pumpbewegung das Herz-Kreislauf-System. (Mehr dazu im Hufkurs.) Im Huf enden auch sehr viele Nerven. Da sich die Hufkapsel beim Auffußen nicht mehr ausdehnen kann, werden diese Nervenenden gequetscht. Der Schmerzimpuls wird nicht mehr an das Gehirn weitergeleitet. Wenn z. B. ein Rehepferd Eisen angenagelt bekommt, läuft es besser, weil es den Schmerz nicht mehr spürt. Auf das Problem, die veränderte Stellung des Hufbeins, wird aber nicht eingegangen, so dass sich der gesundheitliche Zustand des Pferdes nach dem Beschlag verschlechtern kann.
Der Barhufpfleger betrachtet die Hufe im Zusammenhang mit dem, was drüber ist. Die Hufe müssen beispielsweise in bestimmten Winkeln zum Boden stehen, damit die Gelenke physiologisch korrekt arbeiten können. Er wird bei einer Positionsveränderung des Hufbeins dafür sorgen, dass der Huf so bearbeitet wird, dass der gesunde Zustand wiederhergestellt wird. Das kann eine Weile dauern, ist langfristig aber die klügere Lösung, denn sie geht an die Ursache. Vor dem Hintergrund, dass der Barhufpfleger „nur“ einen Dienstvertrag geschlossen hat, wird klar, dass er ganz anders agieren kann, als es dem Hufschmied möglich ist.
Wer schon mal einen Bockhuf gesehen hat weiß, dass es etwa ein Jahr dauert, bis der Huf in seiner gesunden Form wieder nachgewachsen ist – vorausgesetzt, er wird entsprechend geschnitten und nicht in seinem Fehlwuchs „gepflegt“. Aber auch gespalteten Hufkapseln, Ausflügeln der Hufwand und andere pathologische Phänomene können von Barhufpflegern sehr gut behandelt werden.