Wenn ein Hund stirbt, bricht erstmal die Welt zusammen. Manche Menschen holen sich schnell einen neuen Hund, damit der Verlust nicht so schmerzt, manche warten ab, bis die Trauer vorbei ist und machen sich dann auf die Suche nach einem neuen Begleiter. Aber egal, ob es sich um einen Hund vom Züchter oder aus dem Tierschutz handelt, wichtig ist, dass wir ihn lieben und ihm die besten Lebensbedingungen geben. Aber kuscheliges Hundebett, viel Bewegung und leckeres Fressen sind nicht alles. Viele Hund leiden auch als erwachsene Tiere noch unter einem Trennungstrauma. Das wollten wir bei unserem neuen Hund vermeiden und haben von der ersten Stunde an mit der Trust Technique® gearbeitet. Das Ergebnis: Der Hund bedrängt uns nicht, genießt unsere Nähe und startet jeden Morgen in neue Abenteuer. Wenn ein Hund gestorben ist, kann uns ein neues Haustier trösten.
Geliebter Hund gestorben – was nun?
Es war an einem Abend im August. Wir warteten auf Vero, der auf seiner abendlichen Butscherrunde unterwegs war. Dann marschiert er einmal ums Gelände, schaut bei den Pferden vorbei, erledigt, was noch zu erledigen ist – ich will nicht indiskret sein, du weißt schon. „Heute trödelt er aber rum. Lass‘ mal schauen, wo er steckt.“, schlug mein Mann vor und wir zogen los. Vero war zu dem Zeitpunkt 13 Jahre alt. Es kam manchmal vor, dass er einfach umfiel und nicht weiterlaufen konnte. Dann haben wir ihm hochgeholfen und er spazierte weiter. Wir liefen mit unseren Taschenlampen herum und die Pferde fragten, ob es was zu essen gäbe. Nein, wir suchten nur den Hund. Ich fand ihn dann an der Straße – halb im Straßengraben liegend, als wenn er schlief. Unser Poschi ist einfach umgekippt. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen. Das war ein Schock! Natürlich wussten wir, dass seine Tage gezählt sind, obwohl Peter immer behauptete, dass sein Hund ewig leben würde. Jetzt war es also soweit: Vero wird nicht mehr breit auf dem Sofa liegen, den Kater anmeckern, wenn der seinem Knochen zu nah kommt, in atemberaubendem Tempo seine tägliche Fleischration inhalieren. Wir waren sehr traurig.
Aber auch Nelly war betrübt. Vero war ihr ein Halt in der von Menschen dominierten Welt. Sein Tod trug aber auch dazu bei, dass sie sich mir stärker anschloss. Wir arbeiteten zu dem Zeitpunkt schon seit mehr als einem Jahr mit der Trust Technique®, die uns allen half, dieses Ereignis zu verarbeiten und aus dem Tod unseres Hundes kein Trauma zu behalten.
Hund vom Züchter oder aus dem Tierschutz?
Wir begruben unseren Hund, räumten das Haus auf und konzentrierten uns auf das, was war. Da waren noch die fünf Pferde, unser Kater Attila und natürlich Nelly. Irgendwann war dann der Punkt gekommen, dass Peter über einen neuen Hund nachdenken konnte. Was soll es für einer werden? Wieder ein Deutsch Drahthaar, dessen Charakter wir so lieben? Oder doch ein Hund vom Tierschutz? Letztlich ist es doch egal, welche Rasse der Hund hat. Der Charakter muss stimmen! Dann am Jahresanfang verkündete mein Mann, dass er sich entschieden hat, einen neuen Hund zu bekommen, und zwar einen Drahthaar. Wer hätte das gedacht? Er findet die Rasse einfach am coolsten, weil die Hunde so tolle Charaktere haben, die gut zu uns passen: Sie sind aufmerksam, neugierig, wild, wesensfest – wie der Fachmann sagt. Peter hatte sich einen Züchter ausgesucht, wir haben uns die Eltern des potentiellen Welpen angeschaut und waren begeistert. – Aber es war immer noch Pandemiezeit, alles natürlich online. – Endlich war der Tag gekommen, als die Welpen da waren. Gott, waren die süß! Knuddelige kleine Drahthaarwelpen. Nächste Entscheidung: Sollen wir wieder einen Jungen nehmen oder dieses mal ein süßes kleines Mädchen. (Es ist nur ein Gerücht, dass DD-Mädchen süß sind. Die sind genauso ungestüm wie ihre Brüder, aber Peter hatte mal die Idee eines süßen kleinen Drahthaarmädchens. Soll er träumen … 😉 ) Dann kam die erschütternde Nachricht, dass fast alle Welpen gestorben waren. Das war ein Schock! Wir hatten uns schon so sehr auf das neue Familienmitglied gefreut!
Trennungstraumata können vermieden werden
Der Züchter vermittelte uns einem anderen Züchter und da hatten wir Glück. Er war nicht nur sehr erfahren in der Zucht von Deutsch-Drahthaar-Hunden, er erwartete gleich zwei Würfe. YES! Ende Mai konnten wir unseren Yonny abholen. Das war vielleicht ein Trubel im Zwinger. Die acht Wochen alten Welpen purzelten übereinander, waren so quirlig und neugierig, dass es eine Freude war. Am liebsten hätte ich sie alle eingepackt – im Ernst: DD-Welpen sind wahnsinnig entzückend! Und lernen unfassbar schnell, machen aber auch eine Menge Unsinn. Deshalb blieb es bei dem einen – YONNY! 🙂 Nach dem Plausch mit dem Züchter ging es auf die zweistündige Fahrt nach Hause – zweieinhalbstündige – der Elbtunnel … – und ich habe gleich angefangen mit dem kleinen Kerl zu trusten. Das sollte mir nicht wieder passieren, dass ein ausgewachsener, hochbeiniger Drahthaar seine Schnauze zwischen meine Beine haut. Obwohl er die Kraft hat, einen Menschen auf diese Art von den Beinen zu schubsen, so zeugt diese Handlung vom Trennungsschmerz eines kleinen Welpen, der irgendwie immer noch in den ausgewachsenen Hund lebt. Viele Tiere wissen nicht, was ihnen passiert, wenn sie von ihren Müttern weggenommen werden. Wer erzählt ihnen das schon? Nachdem Yonny zwei Mal gepiept hatte, war ich schon im Present Moment. Es war unglaublich: Der kleine Kerl ist sofort auf mein Friedensangebot eingestiegen! Irre, was es bedeutet, ein unbeschriebenes Blatt vor haben, denn das war Yonny zu dem Zeitpunkt. Ein Hund dessen Eltern mit Weitblick und Erfahrung ausgesucht wurden und der seine ersten Wochen mit Mutter und Geschwistern in einer förderlichen Umgebung verleben durfte.
Vom ersten Tag an ist es, als hätte dieser Hund niemals woanders gelebt als bei uns. Nun ja, Attila und Nelly haben schon gezeigt, dass das nur nach unserem Gefühl so war und es sich bei dem Welpen sehr wohl um einen „Neuen“ handelte. Aber selbst da glätteten sich die Wellen rasch. Nelly hatte Yonny ein paar Mal angeknurrt – wofür ich sie eigentlich hätte loben müssen, denn diese Art der Selbstfürsorge zeigt sie erst seit einigen Wochen – aber wir haben fleißig getrustet und jetzt spielt sie ausgelassen mit Yonny. Für Nelly hat es sich schon mal gelohnt, dass wir den Kleinen jetzt haben. Auch unser 10-Jähriger Kater hatte schnell ein Einsehen. Jetzt sieht man die drei manchmal sogar zusammen auf einer Sofaecke schlafen – wenn sich die beiden Jungs zu Nelly legen. Sie würde niemals ihren Platz verlassen. Aber, man weiß ja nie! Nelly hat sich seit sie bei uns ist so sehr verändert, dass ich gar nicht ermessen kann, was sie uns vielleicht noch alles zeigt.
Auch die Pferde waren sehr interessiert, den neuen Mitbewohner kennenzulernen und beschnupperten ihn ausgiebig. Aber am meisten von uns allen freut sich Peter. Er und Yonny sind von Anfang an ganz dicke. Wir haben große Freude daran, die Entwicklung dieses kleinen Schieters mitzuerleben. DD zeigen aufgrund ihrer hervorragenden Zuchtauswahl bereits als Welpen Verhalten, die bei anderen Hunderasse trainiert werden müssen. Yonny setzt sich vom ersten Tag an – im Alter von acht Wochen – direkt neben mich, wenn ich irgendwo stehen bleibe. Vom ersten Tag an läuft er hinter dem Ball her und trägt ihn zu mir. Das traut sich Nelly immer noch nicht, aber Yonny ist ja auch extrovertiert. 😉 Er schleppt mit Schuhen durch die Gegend, passt auf, dass in Nellys Futterschale kein Fitzelchen verkommt, fällt Hund und Kater rücklings an und verzieht sich, wenn einer der beiden ihm das nahelegt. Keiner ist verschnupft oder beleidigt. So macht das Leben Spaß!
Yonny ist jetzt zehn Wochen alt und hat heute seine erste Degility-Erfahrung gemacht. Peter hatte einen kleinen Parcours mit Hunderampen (fürs Ins-Auto-Gehen) und Gartenbank konstruiert. Der Kleine ist da wie nix drauf und drüber und wieder runter. Nelly traut das immer noch nicht. Die muss sich erstmal einen detaillierten Plan machen, alles von allen Seiten genau betrachten, Risikobewertung, Nutzwertanalyse – Hunde sind schlau – und vielleicht noch eine Marktbefragung durchführen. Wenn sie es aber einmal geschafft hat, übt sie mindestens einhundert Mal, um sich davon zu überzeugen, dass es auch wirklich sicher ist. Intros sind schon strange! Aber was sage ich, ihnen erscheine ich vermutlich genauso schräg.