Ein runder, praller Pferdehintern ist ein schönes Anblick! Warum? Er spiegelt die Kraft wider, die in der Hinterhand steckt. Hinten ist der Motor des Pferdes. Nicht alle Pferde können ihre PS 100 %ig auf die Straße bringen. Dabei hilft oft schon ein Blick auf die Hufsituation, um das Problem zu identifizieren. Bei vielen Pferden reicht ein korrekte Hufbearbeitung aus, um die Motorleistung wieder voll ausschöpfen zu können.
Das überbaute Pferd
Ich berichte sehr gerne aus meinem eigenen Erfahrungsschatz, denn schließlich haben mich die Probleme meiner Pferde dazu gebracht, eine grundlegende Ausbildung zu machen, damit ich in der Lage bin, Ursachen zu finden.
In einem früheren Beitrag hatte ich berichtet, dass Madeira nicht galoppieren konnte, weil sie eine doppelte Sohle hatte. Das Mädchen musste sich mit einem weiteren Handicap herumschlagen: Sie war überbaut! Als mir das - als frische, unerfahrene Pferdebesitzerin - von einem Pferdemädchen gesagt wurde, war ich schockiert: Überbaut? Das hörte sich so richtig schlimm an! Ich fragte entsetzt, ob man da was machen könne, aber es kam nur der lapidare Kommentar, dass es halt so ist.
Meine Madeira war also überbaut. Ihr lernte dann auch, dass sie aufgrund dieses "Konstruktionsfehlers" nicht in der Lage war, so richtig weit unterzutreten. Aha, es gibt also körperliche Beschränkungen, mit denen ich leben muss. Ich sollte zum Ausgleich ganz viel Longieren, und zwar ausgebunden, damit sie lernen könne, den Rücken anzuheben. (Das ist ein ganz schwieriges Thema, zu dem ich mich an anderer Stelle mal ausführlich äußern werde.)
Lange Rede kurzer Sinn: Die Parameter der Hinterhufe stimmten nicht. Mein Pferd musste einfach "tiefergelegt" werden und schon war der Hintern da, wo er hingehört. Das Anheben des Rückens war kein Problem mehr - auch ohne Ausbinder - denn so ein Pferd ist ja nicht doof. Das ist auch daran interessiert, keine Schmerzen zu haben und wenn das bedeutet, den Rücken anzuheben, weil ein Reiter von oben mit seinem Gewicht drückt, dann macht es das auch - so es dazu körperlich in der Lage ist.
Der knöcherne Hintern
Auf dem Bild sieht man die prächtige Kruppe von James. Der kam vor gut zwei Jahren aus der Tierrettung zu uns - ganz zerbissen und abgemagert. Mit guter Hufbearbeitung und viel Bewegungsmöglichkeiten auf unserem Paddocktrail hat er sich zu einem strammen Burschen entwickelt.
Im Gegensatz zu James habe aber viele Pferde Schwierigkeiten, die Muskulatur der Hinterhand aufzubauen. Das liegt nicht nur an den Bewegungsmöglichkeiten. Es ist dir ja bestimmt klar, dass ein Pferd, das seine Muskeln wenig einsetzt nur wenig Muskelmasse hat. Der Körper baut erst mehr auf, wenn die Kraft gebracht wird. Das Pferd braucht also zuerst die Möglichkeit, sich zu bewegen. Aber - vermutlich ahnst du es schon - auch hier spielt die Hufsituation eine Rolle.
Pferde, die nur eine schwach ausgebildete Hinterhand haben, zeigen ihre Kraft vorne um so stärker. Schau dir dein Pferd mal genau an. Halte dafür ein Auge zu und betrachte nur die Vorhand und danach nur die Hinterhand. Passen die beiden Hälften zusammen? Falls nicht, lasse deinen Blick zu den Hufen wandern, denn mit großer Wahrscheinlichkeit stimmt da was nicht.
Das Pferd braucht die Kraft hinten. Physiotherapie und gezieltes Training bringen hier nur Erfolg, wenn das Pferd körperlich in der Lage ist, hinten Muskulatur aufzubauen. Die Hufsituation muss stimmen.
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